Ich glaube das auch, Irmi. 
Ich hab' gestern nach dem Schreiben nochmal drüber nachgedacht.
Vermutlich wird bei mir bei steigendem Fieber die Abwehr ' angekurbelt' und wenn es höher geht, ist sie schon da und wird den Rest regeln.
Ich hatte übrigens vor ein paar Tagen wieder so einen Schub. Auch mit Husten - und mich richtig elend und schwach fühlend. Au, dachte ich, jetzt hat es dich erwischt: Corona! Und ich dachte: Na, hoffentlich! Dann hast du's hinter dir!
Aber nein. Der Spuk ging nach drei Tagen mit 4 Aspirin C und zweimal Thymian/Oreganotee und ein paarmal nachts Fenchelhonig ( gegen den Husten, von dem ich wach wurde, und die sich entwickelnde Bronchitis) vorbei.
Also, sooo einfach kann die gefährliche Virusinfektion wohl nicht geheilt werden, nahm ich an.
War schlichtweg ein leichter fiebriger Infekt. *zwinker*
Trotzdem finde ich es verdammt traurig, dass wir den Leuten im Heim nicht eher geholfen haben. Bei ansteigender Temperatur! Und wenn es nur Wadenwickel gewesen wären!
Als ich dort anfing, gab es da eine total nette männliche Medi-Schwester, namens Mohammed. Er war Türke und ein absoluter Sonnenschein! Wenn er abends ( zum Abendessennachtisch) reinkam, strahlte die ganze Bude, und er rief lachend: "Der Doktor kommt!"
Dann ging er von Mensch zu Mensch, sprach mit jedem, fasste jeden an den Händen, schaute jedem in die Augen, scherzte, fragte, was jeder heute getan habe, wie es ihm persönlich ginge... und registrierte alles!
Dann kam er dazu, wenn sie im Bett lagen, kontrollierte Füße, Beine, ggf. Popos auf Sauberkeit oder Dekubitus. Bevor er mit helfenden Maßnahmen begann, holte er gerne mich dazu, denn wir verstanden und nicht nur gut, sondern richtig supergut! Er zeigte mir, wie er welche Verbände mit welchem Nutzen wo anlegte, was eine Schwellung am Bein bedeutete, ob sie nun oben oder unten oder am Fuße sei, und erklärte die Unterschiede. DER bestand auch auf Wadenwickel bei ansteigender Temperatur! Und scheuchte dafür die Pflegerinnen!
Nachdem ich ein halbes Jahr dort war, hat er gekündigt. Er sagte mir nur dazu: seine Arbeit würde dort, in diesem Heim, einfach nicht wertgeschätzt.
Er hatte mich vorher noch zu seinem Geburtstag eingeladen. In Familie. Mit seiner Frau, den zwei Kindern, Opa , Oma, den alten Schwiegereltern und vielen Freunden. Ich habe abgelehnt, und, obwohl er es offen ließ, nach dem Motto, ich könne ja doch kommen, bin ich nicht hingegangen. Ich wusste nicht genau , was das sollte. Ich kannte ihn ja kaum. Nur aus seinen Einsätzen abends. Eigentlich so gut wie nie ein privates Wort. Dafür schäkerte er durchaus mit mir, zog mich allen anderen vor, und das machte mir Angst.
Tja, so habe ich vermutlich eine schöne Freundschaft verpasst.
Die Medifrauen die dann kamen, es waren zwei, von denen kam ich mit der einen gut klar, die hatte aber sowas ganz lakonisches: " Na, der vierte Tote hier innerhalb von drei Wochen? Und alle waren erst drei Wochen da? Na, die hatten doch aber ein schönes Alter!"
Ich weiß, Mohammed hätte sowas nie zugelassen! Er hätte geforscht, warum!
Die zweite war für mich zum Weglaufen. Zwischen ihr und mir ist echt ein Streit entbrannt, der im Heim bis vor das 'oberste Gericht' ging und zu ihren Gunsten entschieden wurde.
Ich bin ja für reibungslose, funktionale Arbeitsabläufe, hier z.B.: in der Küche.
Küche, das ist ein Ort für mich, in dem sollte -gerade in einem Heim - oder auch in einer Demenz -WG, wie die, in der ich beschäftigt war, von links nach rechts gearbeitet werden. ( Jedenfalls bei Rechtshändern)
Heißt also bestenfalls: Kühlschrank und Vorratsschrank links, danach freie Arbeitsfläche zum Abstellen.
Darunter Mülleimer für die verschiedenen Mülle. Danach Doppelspülbecken, darunter Spülmaschine. Danach freie Arbeitsfläche zum Zubereiten der Speisen. Danach Herd zum Kochen, Braten, Backen...
Nun entweder rechts über Eck, oder einmal rumdrehen auf die andere Küchenseite: Freie Arbeitsfläche zum endgültigen Fertigmachen der Speisen.
Also, so würde ICH das machen! Möglichst kurze Gänge, möglichst nicht links was rausholen, ganz nach hinten rechts rennen müssen , um es abzuspülen, zurückkehren zu Punkt eins, links, weil da die freie Arbeitsfläche ist... , zurückrennen, weil rechts mittig die Messer liegen....
Na, die Küche in meinem Heim war natürlich nicht nach arbeitstechnischen Gesichtspunkten aufgebaut, aber ich suchte mir einfach einen Weg, wie Arbeitsabläufe doch am schnellsten gingen. Und da gab es rechts neben dem Doppelspülbecken - direkt über der einzigen Arbeitsfläche zum Herd - einen Sterilliumspender zur Handdeinfizierung.
Dieser Spender wurde vom Personal so gut wie nie benutzt, alle nahmen den am Eingang zur Küche. Und nun bekam ich von Medischwester 2 ein Riesentheater, mit zig Meldungen nach oben, weil ich unter diesem Spender Dinge für den Herd, der sich der Arbeitsfläche anschloss, vorbereitet hatte.
Ich stelle den Antrag, den Spender doch einfach mal ein Stück nach links zu hängen! So dass die Arbeitsfläche von der Spüle zum Herd freiwürde! - Das ging natürlich nicht!
Ist ja nicht möglich, mal zwei neue Löcher für zwei Schrauben zu bohren.
Na, ich habe es geschluckt.
Die abgewaschenen Lebensmittel habe ich dann erst auf die andere Seite der Küche getragen, dort weiterverarbeitet und bin damit zurück zum Herd gegangen. Warum auch einfacher, wenn es umständlicher geht?
Aber so war eine gewisse Feindschaft zwischen dieser Medischwester und mir besiegelt.
Sie musste mich auch in der Pflege begutachten und bewerten, da hatte sie nix zu bemeckern, was die Sache zwischen uns doch etwas ausglich.
Aber, und das ist echt erschreckend: ein Mohammed hätte die letztlich fünf Toten , die jeweils erst seit wenigen Wochen dort waren, vermutlich nicht einfach sterben lassen. DER hätte vorher bewusst nach ihnen geschaut und etwas für sie getan. Da bin ich mir sicher.
Und die fünf Toten in so kurzer Zeit, waren für mich auch ein Grund mit, sofort zu gehen.
Ich hätte länger belieben können, aber ich wollte auch umziehen. Dennoch hätte ich alles noch über ein halbes oder ein ganzes Jahr strecken können. Oder ein Haus in der Nähe kaufen? Und ganz bleiben?
Aber dann war bei mir, wie bei Mohammed, ein Grad des Frustes erreicht, bei dem es nicht mehr weiterging.
Geli
Es ist auch so gewesen, dass die jungen Altenpflegerhelferinnen zum Teil nicht mit der Situation demenzkranker alter Männer klarkamen. Ein Neuer, der wegen der fremden Umgebung absolut gefrustet war, schlug auch immer mal zu.
Die jungen Mädel schlug er, die ihn - zum Teil bitterböse werdend- auf einen Stuhl am Tisch verpflichten wollten.
Die hatten einfach den Dreh nicht raus, mit solchen Leuten umzugehen.
Naja, Schnee von gestern.