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Kriegsenkel - von Sabine Bode

  • Dieses Buch hat mir sehr dabei geholfen, meine Eltern besser zu verstehen und auch einsehen zu können, dass sie alles so gut gemacht haben, wie sie eben konnten. Besser ging es nicht. Ihre Unfähigkeit zu loben, zu streiten, Gefühle und Gedanken zu äussern - all das konnte ich nach dem Buch besser einordnen. Es hat mich versöhnt aber natürlich nicht alle Defizite aufgehoben und macht unser Verhältnis - gerade jetzt im Alter - nicht so viel leichter. Aber die Beschäftigung mit dem Thema "Kriegsenkel" hat mir gut getan und ich konnte erkennen, wie sehr dieser Krieg auch noch in unserer Leben eingreift.

  • Danke liebe Beate für diesen Tip?

    geb20.gifNimm die Dinge an, die Du nicht ändern kannst
    Je tiefer man die Schöpfung erkennt, umso größere Wunder entdeckt man in ihr


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    Verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern- eine Tochter mit Down-Syndrom. ein Sohn mit schwerer Mehrfachbehinderung Sternenkind seit 9.5.2020

  • Hallo Beate,


    hab mir das Buch gerade angesehen - sehr interessant!

    Ich zitiere die Autorin: „erfuhr von einem extremen Misstrauen, und dass sie nicht aufhörten, sich über die Zukunft existentielle Sorgen zu machen, auch dann, wenn sie ein gutes Auskommen hatten und gegen jedes Missgeschick versichert waren.


    Das spiegelt meinen Vater exakt wieder. Plus eine Abscheu gegen Kranke und Behinderung. Er war als Kind Flüchtling, das „älteste“ Kind mit 6-7 Jahren. Ich möchte mir nicht ausmalen was er da alles gesehen hat und wieviele Kranke auf der Flucht am Wegesrand umkamen.

    Trotzdem geht meiner Meinung nach die Kindheit nur als Erklärung, nicht aber als Entschuldigung durch! Heute können auch Kranke und vor allem Behinderte alt werden und können auch glücklich sein, Sport treiben, Freunde haben, zumindest in Teilen der Gesellschaft Inklusion erleben.
    Ich denke oft wie glücklich meine Mutter sein könnte würde er ihren Rollstuhl einfach als hilfreiches praktisches Tool sehen und nicht als riesengroßen Makel einer aus seiner Sicht nicht mehr „perfekten“ Frau. Gruselig!??

    Meine Mutter ist übrigens Nachkriegskind und ein paar Jahre jünger als er. So lange ich mich erinnern kann war das stressig zwischen den beiden, wohl auch weil da zwei völlig verschiedene Lebenswelten aufeinandertreffen - siehe deine Buchempfehlung!


    LG

    Cara

  • Liebe Beate,


    ich habe es mir bestellt und noch ein weiteres Buch, das psychologisch tiefer geht.


    Es ist sehr empfehlenswert für die Generationen, die mit diesen Lasten aufwachsen mussten.


    Liebe Grüssle


    Brigitte

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  • Hallo Beate,


    das ist ein sehr gutes Buch. Auch mir hat es geholfen, meine Eltern - und mich - besser zu verstehen. Sabine Bode hat ihr darauffolgendes Buch "Nachkriegskinder" denen gewidmet die weder Kriegskind noch Kriegsenkel sind. Es befasst sich mit der Zeit direkt nach dem Krieg, mit den 1950er Jahrgängen bis 1960 und ihren Eltern, die den Krieg als Erwachsene erlebt, zum Teil aktiv teilgenommen haben. Und auch das erste Buch von Sabine Bode, "Die vergessene Generation", ist lesenswert. Darin geht es um all die, die den Krieg als Kinder erlebt haben.


    Durch deinen Tipp werde ich nun das Buch noch einmal hervorholen, denn in der Zeit des langsamen Abschieds von den Eltern und in ihrer vollkommen neuen Situation tun sich viele Fragen auf und es wird mir helfen, ihre und meine Ängste und Sorgen besser zu verstehen.

  • Hallo in die Runde,


    wie schön, dass beim Buchvorschlag so gut ankommt.

    "Die vergessene Generation" habe ich auch.

    Erst seit den 1990er Jahren wird ja darauf geschaut, was mit den Kriegskindern und -enkeln passiert bzw. passiert ist. Sabine Bode wurde anfangs sehr kritisch beäugt, als sie das Thema aufgegriffen hat. Mittlerweile gibt es einiges an Literatur und sogar eine Homepage zu dem Thema Kriegsenkel deutschlandweit. Aktuelles zum Thema


    Liebe Grüße und einen schönen Abend

    Beate

  • Hallo Beate,


    das stimmt, vor den 90er Jahren wurden in der Kindheit erlebte Ausnahmesituationen einfach totgeschwiegen. Obgleich man mit guten Techniken, die neurobiologisch bestätigt sind, Traumata sehr gut überwinden kann. Ich habe das mal vor einigen Jahren an traumatisierten Soldaten beobachten können.
    Aber die Kriegsgeneration hat in der Regel eine derart große Scheu vor allem Psychologischem?, das da keine Chance besteht, leider.


    Ich bin gleichzeitig der Ansicht man sollte auch nichts (über-)pathologisieren, also eine gewisse Resilienz gegenüber selbst extremen Erlebnissen ist uns Menschen ja schon gegeben und ich bin ich und nicht meine Eltern?, aber wenn jemand sich Hilfe suchen möchte ist es gut zu wissen dass es diese gibt.

    Ich selbst sehe mich nicht als „Opfer“ im Sinne der Kriegsenkel (wie auf der Website beschrieben) sondern als freier Mensch dem die Hintergründe der Eltern zwar bewusst aber was mich aber nicht davon abhält nach meinen eigenen Werten frei - und anders als sie - zu leben. Mein Leben - meine Entscheidungen!


    LG

    Cara

  • Hallo Cara,


    nein, als "Opfer" sehe ich mich auch überhaupt nicht, es wäre ja auch schlimm, auf dieser Rolle das ganze Leben aufzubauen. Ich finde es nur interessant, mich mit dem Thema zu beschäftigen und einige Dinge besser zu verstehen. Und mir geht es wie Dir - ich lebe mein Leben völlig anders als sie. Mein Mann hat schon gesagt, er würde sich wundern, dass ich aus diesem Elternhaus zu einem so offenen und empathischen Menschen geworden bin. Wahrscheinlich gerade deswegen....


    LG

    Beate