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Mit Magensonde aus Krankenhaus entlassen

  • Hallo,

    meine Mutter (68) wird am Montag mittag nach einer (erfolgreichen) Krebs-OP aus dem Krankenhaus entlassen, kann sich allerdings momentan nur über eine Magensonde (PEG) ernähren. Das Krankenhaus wollte einen Pflegedienst organisieren, hat das aber wohl nicht geschafft. Nach Aussage meiner Mutter hat die Case Managerin trotz einiger Versuche keinen Pflegedienst mit Kapazität erreicht. Davon habe ich leider erst am Freitag nachmittag erfahren, als ich persönlich da war - vorher kam mehrfach die Info "Das Krankenhaus kümmert sich".

    Ich hatte Freitag noch versucht, einen privaten Pflegedienst aus der Nähe zu organisieren. Leider habe ich die Case Managerin im Krankenhaus nicht mehr erreicht, die mir Details zu dem Ernährungssystem hätte geben können, die der Pflegedienst brauchte, sodass wir im Moment ohne Pflegedienst dastehen.

    Der Plan des Krankenhauses ist wohl, dass meine Mutter das selbst schafft - seit Freitag übt sie die Bedienung des Ernährungssystems, ist aber selbst nicht optimistisch, dass sie es schafft, nach eigener Aussage ist sie in Panik. Dazu kommt, dass wohl das Einstichloch entzündet ist und zweimal täglich versorgt werden muss.

    Ich kann es nicht regelmäßig übernehmen, da ich nicht dreimal täglich eine gute halbe Stunde fahren kann - unabhängig davon, dass ich kein eigenes Auto regelmäßig zur Verfügung habe. Mein Vater ist 78 und wird es definitiv auch nicht können.


    Meine Hoffnung ist jetzt, dass das am Montag vormittag spontan mit dem Pflegedienst doch klappt - das kann ich aber erst morgen früh organisieren. Wenn nicht, stehe ich aber auf dem Schlauch. Da ich mit Pflege bisher noch nichts zu tun hatte, habe ich einige Fragen:

    • Kann ich verhindern, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, da es niemand gibt, der sie pflegen kann?
    • Kann sie kurzfristig wieder zurück ins Krankenhaus, wenn sich herausstellen sollte, dass sie die Ernährung allein nicht hinkriegt? Wer wäre da der richtige Ansprechpartner - der Hausarzt?
    • Gibt es Anlaufstellen, die kurzfristig ambulante Pflege organsieren oder bereitstellen könnten?

    Vielen Dank im Voraus für euren Rat!

    Andreas

  • Hallo Andreas


    herzlich willkommen im Elternpflegeforum.


    Du kannst natürlich versuchen, die Entlassung zu verhindern oder Deine Mutter zur Kurzzeitpflege vom sozialen Dienst des KKH für zwei Wochen unterbringen zu lassen, bis eine Versorgung zu Hause geklärt ist.


    Nun kommt ein Aber. Bitte kommt nicht in Panik wegen des Schlauches. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Entzündung an der Öffnung der PEG behandelt wird, alles Andere ist machbar. Ihr könnt, wenn Ihr mit dem Überleitungssysthem so gar nicht klar kommt, die Sondennahrung oder gut pürierte, dünnflüssige Nahrung mit einer grossen Salbenspritze in den Schlauch vorsichtig , mit sanftem Druck zuführen , ebenso Getränke. Dann gibt es noch die altbewährte Möglichkeit, mit Schwerkraft die Nahrung zu verabreichen, ohne Computer, einfach mit dem Rädchen die Tropfgeschwindigkeit einstellen und darauf achten, dass die Verbindungen richtig sitzen und dicht sind.


    Das Alles ist kein Hexenwerk und kein Grund, Angst davor zu haben .


    Macht mit dem Verbrauchsmaterial einfach Trockenübungen, um den Ablauf zu verstehen.


    Vielleicht kann Deine Mutter noch etwas Nahrung oral aufnehmen, oder schliessen die Kehldeckel nicht mehr und sie darf oral keine Nahrung mehr aufnehmen?


    Wer mit Handy und PC umgehen kann, kann auch die Anleitung für die elektronische Überleitung verstehen und sie einstellen .


    Fangt langsam und behutsam an, damit der Verdauungstrakt Deiner Mutter sich an diese Veränderung gewöhnen kann.


    Gibt bei You Tube auch Anleitungsfilme aus Pflegeausbildungen zu Sondennahrung.


    Liebe Grüssle und Alles Gute


    Brigitte

    geb20.gifNimm die Dinge an, die Du nicht ändern kannst
    Je tiefer man die Schöpfung erkennt, umso größere Wunder entdeckt man in ihr


    Startseite - So bin ich
    Verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern- eine Tochter mit Down-Syndrom. ein Sohn mit schwerer Mehrfachbehinderung Sternenkind seit 9.5.2020

  • Hallo Andreas, ja du kannst verhindern, dass deine Mutter entlassen wird.


    Solange das Case Managment keinen Pflegedienst findet, kann auch deine Mutter nicht entlassen werden. Die Versorgung deiner Mutter muß organisiert sein. Dafür ist das Case Managment da!!

    Anlaufstellen....würde ich den Pflegestützpunkt vor Ort kontaktieren. Aber vor Montag erreichst du auch keinen. Sorg aber dafür...das deine Mutter im Krhs bleibt, solange die Case Managerin nicht die weitere Pflege abgeklärt hat. Bestehe darauf!! Zumal das Einstichloch entzündet ist. Deine Mutter ist damit überfordert!



    Viel Erfolg wünscht dir Evmi:hut:

    Wer den inneren Schweinehund besiegt - dem gelingt alles, was er sich vorgenommen hat. :frauen:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Andreas,

    Evmi hat Recht. Es besteht für das Krankenhaus eine Verpflichtung zum Entlassmanagement. Wenn die häusliche Pflege nicht sichergestellt ist, darf nicht entlassen werden.

    Schau mal die folgenden Links:

    Bestehe im Notfall auf einhaltung der gesetzlichen Verpflichtung.

    Viel Erfolg

    Heike

  • Vielen Dank euch! Das hilft mir schonmal sehr weiter und nimmt ein gutes Stück Ungewissheit aus der Gleichung.

    Ich habe eben noch die Nachricht bekommen, dass die Entlassung morgen nicht stattfindet - somit haben wir auch Zeit gefunden, dass ich mich endlich mal mit dem Case Management absprechen kann und wir gemeinsam eine Lösung finden können. Wir sind jetzt deutlich optimistischer als heute morgen.

  • Hallo Andreas,

    sei willkommen hier im Elternpflegeforum!

    Eine ganz schöne Not, die Dich umtreibt.

    Du hast hervorragende Tipps bekommen und nun auch erst einmal die Erleichterung, dass noch keine Akutentlassung ansteht.

    Ich wünsche Euch, dass Ihr Unterstützung erfahrt, mehr Informationen erhaltet und dann, ruhiger und mit Unterstützung, einen guten Weg zu Hause hinbekommt!


    Hier findest Du immer offene Ohren und Austauschmöglichkeiten.


    Für Deine Mutter im Speziellen wünsche ich, dass sie dieses harte Schicksal annehmen kann, weiter die Kraft hat zu kämpfen und natürlich, die Unterstützung, die ihr zusteht und die sie benötigt sowie Reiz- und Entzündungsfreiheit.


    Viele Grüße

    Magdalena

    "Rumgeschubst, wie eine alte Schachtel Wachsmalstifte; aber die leuchtenden Farben habe ich mir immer bewahrt!" (Zitat aus: "Gottlos", K. Slaughter)

  • So, ein kurzes Update von mir. Die Entlassung hat sich (zum Glück) noch zwei Tage verzögert, aber am letzten Mittwoch war es dann soweit. Ich hatte das Glück, doch einen Pflegedienst in der Nähe zu finden, der kurzfristig Kapazität für einen Besuch am Tag hat. Den Rest kriegt meine Mutter halbwegs allein hin. Ernährung und Pflege ist soweit gesichert, Haushaltshilfe auch. Es geht vorwärts.


    Danke nochmal für euren Rat!

  • Das freut mich Andreas. Dann wird die PEG auch ordentlich sauber gemacht.

    Alles Gute für dich und deine Mutter.


    Lieben Gruß Evmi:hut:

    Wer den inneren Schweinehund besiegt - dem gelingt alles, was er sich vorgenommen hat. :frauen:

  • Hallo Andreas,

    gut, dass Deine Mutter täglich Unterstützung hat.

    Das beruhigt sicherlich alle Seiten!

    Danke für das Update.

    Gern lesen wir auch weiterhin von Dir und Eurer Geschichte.


    Viele Grüße

    Magdalena

    "Rumgeschubst, wie eine alte Schachtel Wachsmalstifte; aber die leuchtenden Farben habe ich mir immer bewahrt!" (Zitat aus: "Gottlos", K. Slaughter)