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Projekt in Holland: Heimaufnahme nur, wenn Angehörige mitarbeiten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,
    mich würden Eure Meinungen zu dem folgenden Projekt der Niederländer interessieren:


    Die niederländische Pflegeheimkette "Vierstrom" wird es zukünftig zur Aufnahmevoraussetzung machen, dass die Angehörigen des neuen Bewohners im Monat mindestens 4 Stunden Zeit aufbringen, um im Heim zu helfen.
    Dabei müssen die Angehörigen keine direkte Pflege übernehmen. Sie können (sollen) beim Reinigen helfen, die Bewohner (nicht speziell den eigenen Angehörigen!) beaufsichtigen oder sich mit ihnen beschäftigen und ihnen Gesellschaft leisten.


    Die Angehörigen müssen sich vertraglich zu diesem Dienst bereit erklären. Wenn sie dazu nicht bereit sind, gibt es zwei Möglichkeiten:

    • der Pflegebedürftige bekommt keinen Heimplatz in der Einrichtung
    • die Angehörigen kaufen sich von ihrer Pflicht frei und bezahlen mehr für den Pflegeplatz.

    Der Pflegeheimbetreiber hat in den Niederlanden 16 Einrichtungen: Hier geht's zur Homepage

    • Was haltet Ihr von dieser Idee?


    • Würdet Ihr - wenn Ihr keine Wahl hättet - eher arbeiten oder Euch freikaufen?


    • Könnt Ihr Euch vorstellen, dass diese Idee für mehr gegenseitiges Verständnis, Zusammenhalt und bessere Pflegequalität sorgt?


    • Wäre etwas ähnliches auch in Deutschland denkbar?


    • Wäre etwas ähnliches auch in Deutschland sinnvoll?

    Ich bin gespannt auf eine rege Diskussion.
    Viele Grüße
    Heike

  • Hallo,
    also ich finde die Idee einerseits gut andererseits aber auch nicht. Bei uns wird das kaum funktionieren weil wir zu viele Gesetze haben, die dagegen sind.


    Ich würde im Heim helfen und nicht mehr zahlen. Vier Stunden ist nicht so viel finde ich.
    LG Tabea

  • Ich empfinde es als Erpressung. Wenn du als Angehöriger nicht mithilfst, bekommt dein Pflegling hier keinen Heimplatz.


    -Warum werden nicht gerade mehr Heimkosten verlangt und mehr Personal eingestellt.
    - Ich möchte nicht, das" jeder", Kontakt mit meinem Vater hat. Wie sieht es der Bewohner? Kommt er mit den "Neuen" klar?
    -Sonst wird über Pflegepersonal gemeckert, das nicht qualifiziert ist. Hier darf es jeder!
    -Wie wird mit meinem Pflegling umgegangen?
    -Wer hat schon Lust "ALtenheime" zu putzen?
    -Das Personal kennt seine Bewohner, die "Aufsicht" nicht. Es weiß zu reagieren, wenn zB Fr. Müller heute so komisch ist.
    -Wie sieht es mit der hygienischen Seite aus??? Personal muß jährlich zur Hygieneschulung, die "helfenden Angehörigen" auch? Ansteckende Krankheiten! Das Personal darf zB bei Durchfall nicht zur Arbeit, wegen Ansteckungsgefahr. Sagen die Angehörigen, das sie ???? haben, oder kommen sie trotzdem und stecken alle an. Grippevirus!
    -4 Std im Monat, hört sich wenig an, aber.....die meisten gehen noch selbst arbeiten und sind froh, wenn sie es überhaupt schaffen den Pflegling einmal die Woche zu besuchen. Oder sind selbst gesundheitlich angeschlagen.
    -Es gibt viele Bewohner, die Kinder haben, Enkel......und die wurden noch nie im Heim bei ihrer Oma gesehen. Solche Menschen sind sicher noch nicht einmal bereit , mehr zu bezahlen, geschweige denn mitzuhelfen.


    Das fiel mir so spontan dazu ein!! Ich hoffe, das so etwas in Deutschland nie praktiziert wird. Alltagsbegleiter/ Demenzbegleiter sollten mehr ausgebildet werden, um die Pfleglinge zu betreuen. Und.....mehr Pflegepersonal eingestelt werden, damit sie ihre Arbeit ordentlich und mit mehr Zeit für den Bewohner leisten können.
    Meine Meinung!! :hut:


    Liebe Grüße Evmi :hut:

    Wer den inneren Schweinehund besiegt - dem gelingt alles, was er sich vorgenommen hat. :frauen:

  • Hallo Heike
    und ein hallo an alle anderen,


    das ist wirklich ein tolles Diskussionsthema.


    Ganz spontan fand ich die Idee sehr gut, dass Angehöirge so "gezwungen" werden, sich auch einmal bei den zu Pflegenden sehen zu lassen.
    Aber darum geht es wohl doch nicht. Die Mitarbeit im Heim und dann nicht einmal bei meinem Angehöirgen (bei ihm/ihr würde ich es ja verstehen) ist dann eher problematisch.


    Und was machen die Personen, die keinen Angehöirgen mehr haben? Müssen die gleich von vorneherein mehr bezahlen?


    Wenn Mithilfe im Alters- oder Pflegeheim gewünscht wird, dann muß aber noch viel geklärt werden.


    War jetzt eine Antwort aus dem ersten Gefühl heraus. Habe mir die weiteren Infos noch nicht angesehen.


    Werde ich aber doch noch machen.


    Viele GRüße
    Ute

  • Hallo Heike, :winke:


    ich bin da sehr zwiegespalten diesem Konzept gegenüber. Vier Stunden im Monat sind ja nicht wirklich viel, eigentlich.


    Für sinnvoll und notwendig halte ich auf jeden Fall, dass Angehörige und Freunde Kontakt zu den Heimbewohnern halten, auch an Festivitäten teil nehmen und sich einbringen können. Aber so richtig als Zwang und Muß? :denk:


    Jürgen und ich sind sehr, sehr oft in der Einrichtung, in der unsere Kiddis leben und es ist sehr traurig mit an zu sehen, wie sehr einige Bewohner auf Besuch von ihren Familien warten, die sich nur selten blicken lassen.


    Da würde ich mir so manches Mal wünschen, es gäbe einen Grund , die Angehörigen zu veranlassen, Besuche zu machen. Die meisten Familien wohnen nicht mal weit weg. :(


    Zum Putzen würde ich mich auf keinen Fall verdonnern lassen :fie: , da würde ich dann lieber eine Ausgleichszahlung in Kauf nehmen. Aber mit anwesend sein, mal im üblichen Tagesgeschehen mit an zu fassen, das wäre für mich in der Wohngruppe meiner Kinder völlig okay, vor allem kennen wir ja die anderen Bewohner auch schon seit sechs Jahren und kämen klar mit ihnen.


    Dieses Konzept der Holländer erinnert mich an die 68er Zeit und die Kitas, die mit hohem Elterneinsatz gar nicht so schlecht liefen.


    Und Hygienekurse/Gesundheitspass würde ich auf jeden Fall ganz vorne an stellen. Da sollte es, wenn es schon so durchgeführt wird, keinen Unterschied zu den fest angestellten Mitarbeitern geben.


    Dann wäre betreffs der geforderten Mitarbeit noch zu überprüfen, ob die Angehörigen wirklich dazu in der Lage sind, bevor sie dazu verdonnert werden.


    Hier in der Region hat fast jede Einrichtung einen sehr aktiven Förderkreis, der sehr viel an sozialen, gesellschaftlichen Angeboten für die Bewohner, ehrenamtlich, übernimmt. Eigentlich könnten diese Aufgaben auch Angehörige mit übernehmen, aber genau das kommt wohl eher seltener vor.


    Bin mal gespannt, was die anderen User , die sich noch nicht geäußert haben, dazu meinen.


    Nachdenkliche Grüssle



    Brigitte

    geb20.gifNimm die Dinge an, die Du nicht ändern kannst
    Je tiefer man die Schöpfung erkennt, umso größere Wunder entdeckt man in ihr


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    Einmal editiert, zuletzt von Brigitte ()

  • Hallo!


    Bei der Kinderbetreuung gibt es sowas schon seit ewigen Zeiten - es gibt Kindertagesstätten mit "Rundumversorgung" und es gibt Elterninitiativen etc., bei denen die Eltern reihum Essen für alle kochen müssen, die Kita putzen und den Garten in Ordnung halten müssen etc.


    Klar sind die Elterninitiativen dabei spürbar billiger, weil man sich da eben Catering, Putzfrau und Verwaltungskräfte spart.Im Endeffekt ist es aber allem voran Geschmackssache was einem mehr liegt.


    Warum nicht auch als Altenheim? Also ich hätte sicher keine Probleme, ein paar Stunden im Büro zu helfen oder Bewohnern vorzulesen.


    Wichtig ist eben, dass es keine sensiblen Sachen sind (Hygiene, Pflege), sondern eher Extra-Angebote wie Vorlesen, Singen, Ausflüge und Spaziergänge organisieren. Oder Büroarbeit und Küchendienst. Schon Reinigungsarbeiten würde ich kritisch sehen, da muss man vielleicht schon wissen was man tut mit den vielen Keimen.


    Ehrlich gesagt wundert es mich etwas, dass es solche Heime nicht schon längst gibt. Was bei Kindern so gut klappt geht doch bei Senioren genauso, und es spart wirklich viele Kosten, wenn Angehörige den Rasen mähen und in der Küche helfen. dafür muss man dann schon nicht mehr extra jemand einstellen.


    Viele Grüße
    Susanne

  • Hallo Ihr, :)
    ich meine, einerseits stehen da sicher Kostengründe des Trägers dahinter, das macht die Sache für mich etwas bedrückend - obwohl er ja die "Ersparnis" (zum Teil?/ zur Gänze?) weitergeben will. Andererseits, was den sozialen Aspekt betrifft, finde die Idee gar nicht schlecht. Da gibt es eine ganze Reihe Argumente, die dafür sprechen. Bervor ich aber darauf eingehe, vorweg:


    Die Leute sollen ja nicht selber putzen, sondern beim Reinigen helfen. Das setzt für mich voraus, dass sie angeleitet werden.


    Auch was Hygienemaßnahmen, Handdesinfektion, etc. betrifft. Sie müssen auch angeleitet werden, nicht mit ihrendwelchen ansteckenden Infektionen zu erscheinen. Im Grunde genommen bräuchten alle eine Art Vorbereitungskurs. Wenn das gegeben ist, und das Heimpersonal ein Auge auf die Mitarbeitenden hat, kann eigentlich viel Gutes dabei herauskommen.


    Argumente pro:


    1. Die Angehörigen lernen mehr vom Heimalltag kennen. Sie lernen die vielen Sachzwänge kennen, die im Hintergrund der Pflege ablaufen. Dadurch kann sich ihr Verständnis für den Pflegealltag - und IHR ausgesuchtes Heim - nur verbessern.


    2. Dadurch dass der Träger viele Menschen von außen in die Betreuung integriert, muss er auch mit erhöhter Kritik rechnen. Dinge werden von vielen Menschen von außen angeschaut, keine mögliche Heim-Schlampigkeit kann mehr unter den Tisch gekehrt werden.
    (Das ist mir zum Beispiel sehr wichtig. Denn es gibt im Altersheim durchaus Dinge, die schlichtweg "hinten runterfallen". Und wenn die Angehörigen NICHT gucken, ist der betroffene Pflegling in einer ganz miesen, weil komplett hilflosen Position.)


    3. Durch den Kontakt mit anderen Heimbewohnern, lernen die Angehörigen, dass das Schicksal nicht nur IHREN Vater/IHRE Mutter geschlagen hat, sondern dass es viele verschiedene Schicksale an Krankheiten und Alterserkrankungen gibt. Das kann dazu führen, dass sie lernen, ein eigenes Schicksal zu relativieren. Ihr Wissen wird größer, ihre Akzeptanz wird größer.


    4. Durch die Beschäftigung mit anderen alten Menschen, können Angehörige lernen, ihren eigenen Pflegebedürfigen besser zu verstehen. Langsam beginnen sie zu ahnen, wo dessen Probleme liegen, andere Heimbewohner zeigen ja ähnliche. Andere Angehörige nennen sie auch, oder haben schon einen Ausweg aus einer Situation gefunden. Durch die Beschäftigung mit anderen Heimbewohner im Vergleich zum eigenen Angehörigen lernt man.


    Einige Sachen, die man urleicht lernen kann, will ich gleich in einem post in dem Thread "Pro und Konta Pflegeheim" ansprechen.


    Hier nur kurz angerissen, und alles Dinge, die bei meiner Mutter im Heim nicht gesehen wurden: Sie kann nichts mehr hören. Muss erst die Tochter angereist kommen, dies entdecken, um laut einzufordern: Ohrenarzt! Ohren spülen gegen Schwerhörigkeit!


    Mutter isst schlecht, die Teleskopprothese fällt ihr dauernd runter: Also, Zahnarzt! Zahnprotese anpassen lassen!


    Pinkelt sie alle 10 Minuten? Her mit dem Hausarzt und das Entwässerungsmittel prüfen lassen! Hustet sie dauernd? - Das Herzmittel prüfen lassen! Gegen Wundliegen - Dekubitusmatratze! Ganz schlimm, weil völlig unnötig: Alte Frau kann gar nicht mehr gucken - kein Wunder, ihre Brille ist vor einigen Tagen in den Griesbrei gefallen, niemand hat sie gewaschen.)


    Ich glaube, es tut den Heimbewohnern gut, wenn sie Angehörige haben, die sich zum Teil auch gegen ihren Willen um sie kümmern müssen. Die Angehörigen lernen hinzu - das schadet niemandem! - danach können sie Dinge in Zukunft besser einschätzen und bewältigen.


    4. Mit Sicherheit freut es die Altersheimbewohner, IHRE Tochter, IHREN Sohn, auch mal in mitschaffender Tätigkeit im Heim zu sehen. Sei es putzend, sei es erzählend, Gespräche führend, mit einer Gruppe singend... Der alte Mensch freut sich, dass SEIN Angehöriger AUCH da ist, und zwar in einer für ihn "wichtigen" Funktion. Das kann ihn emotional stützen und aufbauen. Nun hat er einen "richtigen" Helfer vor Ort! Ergebnis: Der Kontakt zwischen dem alten Menschen und seinem Angehörigen wird um eine vorher ungenutzte Ebene besser.


    5. Das Heim wird für den Angehörigen "offener". Im Zuge seiner Arbeitseinsätze lernt er immer mehr Heimmitarbeiter kennen. Nicht nur von ihrer Besucher-Schokoladenseite, sondern von der Arbeitsseite. Weil er mehr von ihnen und der Heimstruktur weiß, wird er sich in Zukunft auch mehr trauen, Dinge für seinen Pfegenden einzufordern. Oder sich persönlich mehr engagieren, wo das Heim Dinge nicht mehr abdeckt, wo er auch erkennt, dass es sie nicht mehr abdecken kann.


    6. Durch den Vergleich mit anderen Heimbewohnern, deren Versorgung und Unterbringung, lernt der Angehörige bald technische Hilfmittel kennen, von denen er vielleicht bislang noch nichts wusste.


    7. Durch das Beschäftigen mit einer Gruppe Demenzerkrankter, kann der Angehörige verstehen lernen, wie er auch seine Bedürfnisse der Demenz SEINES Kranken unterordnen sollte. Er kann verstehen lernen, dass zum Beispiel W-Fragen ( Warum? Wann? Weshalb? Wo? Wer?) absolut nichts mehr bringen, und nicht nur SEINEN Angehörigen (der früher immer geistig fit war) in Verwirrung bringen. Es kann sich ein größeres Verständnis für das Krankheitsbild entwickeln.


    Ich habe dies hier ohne großes Nachdenken geschrieben, es sind spontane Gedanken, die ich mal so in den Raum werfe. Die Gedankenkette entbehrt auch der Vollständigkeit.
    Aber ich glaube, es gibt eine ganze Reihe Gründe für einen solchen Versuch.


    Man muss die Angehörigen vorher durch einen Kurs einarbeiten, und dann - besonders in der Anfangszeit - deutlich kontrollieren, meine ich. Ihnen vielleicht auch in der Anfangszeit ihr "zuviel" an gutem Willen, was das körperliche Kümmern betrifft, etwas austreiben. Sie sollten lernen, dass ein alter Mensch um so besser klarkommt, je mehr er noch selber kann.


    Hilfe zur Selbsthilfe! Und das ist eine große Chance, die ein solches Projekt, wenn es richtig geführt würde, bieten könnte.


    Wir wollen uns nichts vormachen: Die Leute im Altersheim werden angezogen und ausgezogen, obwohl sie es zumTeil noch selber könnten, einfach, weil es schneller geht. Stichwort Personalschlüssel. Sie werden dadurch aber auch schneller von Hilfe abhängig. Wenn da mehr außenstehende Angehörige mitfunken würden, die das Problem kennen und etwas Zeit mitbringen, könnten die Pflegebedürftigen vielleicht etwas mehr von ihrer Eigenständigkeit behalten.


    Lieben Gruß,
    Geli


    Mei, alles wieder komplett auseinandergerissen...

    3 Mal editiert, zuletzt von Heike () aus folgendem Grund: Absätze eingekürzt.

  • Hallo Heike
    ein JEIN
    ich habe eher Sorge, dass solch ein Konzept gerade in Häusern mit wenig Personal eingesetzt wird und dass dann die Anleitung fehlt.
    Es muss neben den Hygiene-Vorschriften auch der Datenschutz und die Privatsphäre des einzelnen Bewohners gesehen werden.
    Beim Putzen eines Zimmers sehe ich schon das Problem in allen drei Belangen. Beim Putzen von Gemeinschaftsräumen müssen Hygienevorrschriften erst Recht eingehalten werden....
    Küchendienst: wenn denn als Beispiel die Tische abgeräumt werden - erkennt der Angehörige/Helfer, dass der für ihn fremde Bewohner Tabletten versteckt hat? Wenn bei Bewohnern, die noch selbst essen, ein Ess- oder Trinkprotokol geführt wird, wie wird so etwas geregelt?
    Kaffeetrinken: Der Bewohner verlangt Zucker in den Kaffee - ist aber Diabetiker...


    Wo ich mir einen solchen Einsatz vorstellen könnte:
    das Reinigen der Hilfsmittel wie Rollstuhl, Rollator etc.
    In der Beschäftigungstherapie als Begleiter der hauptamtlichen Beschäftigungskraft, wenn diese zum Beispiel spazieren gehen, basteln, Gottesdienstbegleitung
    Musik machen
    bei Monats-Festen das Stellen von Tischen und das Dekorieren und hinterher wegräumen
    Rasenmähen
    Blumenpflege
    Gartenarbeit
    Haustierhaltung


    Ich sehe dieses verdonnern als Zwang. Man sollte einfach auch sehen, dass Angehörige oftmals ihre Pfleglinge ins Heim geben, weil es zu Hause nicht mehr ging. Die körperliche aber oft noch mehr die emotionale Belastung war zu hoch. So und nun?Braucht man vielleicht auch etwas Abstand zur Pflege aber MUSS dann was tun, weil man es sich sonst nicht leisten kann. Ob sich dieses tun MÜSSEN nicht auch in der ehrenamtlichen Arbeit wiederspiegelt?


    Angesicht des überall herrschenden Personalmangels befürchte ich ein übertragen von Aufgaben an Angehörige, die nicht in deren Hände gehören und wo die Qualität der Pflege weiter drunter leidet. Bei 60 Heimplätzen hieße das, dass von Montag bis Sonntag jeden Tag 2 Helfer a' 4 Std. hinzu kämen. Wenn nun der Sohn am Samstag Zeit zum Rasenmähen hat, ist dann auch der Hausmeister da oder wird dann der Rasenmäher vorher heraus gestellt? Wie sieht es da dann versicherungstechnisch aus, wenn etwas passiert oder das Gerät beschädigt wird?
    so könnte ich noch weiter spekulieren...


    Viele Grüße
    Silke

  • Guten Morgen :winke: ,


    nun bin ich tüchtig am Grübeln über dieses Heimkonzept und da kam mir der Gedanke, dass es sicher gar nicht so verkehrt wäre, wenn von jedem Bürger, sofern er dazu geistig,körperlich in der Lage ist, sozialer Einsatz verlangt wird in angemessenen Zeiteinheiten und nach individuellen Möglichkeiten.


    Wenn ich mich so umschaue und erlebe, wieviel Blödsinn z.B. junge Menschen oft fabrizieren, weil sie einfach keine Aufgabe haben, wäre es doch sicher ein hilfreicher Lernprozess und ein Vorbereitung auf die Aufgaben des Lebens. Dadurch würden sich auch noch Perspektiven eröffnen und das Leben könnte eine positive Entwicklung einschlagen.


    Es gibt eigentlich so Vieles zu tun überall.


    Immer noch grübelnde Grüssle



    Brigitte

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,
    ich habe bei der Diskussionsstellung nicht bedacht, dass wir hier in AC durch die Nähe zu Belgien und Holland mehr über die Pflege dort wissen, als es bundesweit der Fall ist. Es ist bei uns durchaus üblich, den Betriebsausflug in eine niederländische Einrichtung zu planen und zu schauen, wie Altenpflege / Pflegeheim dort organisiert ist.


    Deshalb weiß ich, dass es in den Niederlanden viele Probleme, mit denen wir hier in der Pflege zu kämpfen haben, gar nicht gibt. Es gehen deshalb auch immer mehr deutsche Pflegekräfte ins benachbarte Holland.
    Wer sich darüber weiter informieren möchte, schaue bitte mal hier:

    Nun zu meiner Meinung:


    Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass das Pflegeheim, das eigentlich eine Wohneinrichtung ist und kein Krankenhaus, nur noch unter medizinisch-hygienischen Aspekten gesehen wird. Sicher ist das in manchen Bereichen erforderlich, aber aus meiner Sicht sollte man da auch die Kirche im Dorf lassen.


    Weniger "Hygienebesessenheit" schadet sicher nicht, würde aber beispielsweise die Mitarbeit der Bewohner, etwa beim Kochen und der Reinigung "einfacher" Bereiche erleichtern. Den Bewohnern würde das gut tun, wenn sie sich aktiv in den Tagesablauf und notwendige Arbeiten einbringen dürften. Das könnte beispielsweise auch von Angehörigen begleitet werden. Man braucht kein Fachwissen, um gemeinsam mit einem Bewohner den Tisch zu decken, zu spülen oder Wäsche zusammen zu falten! Für solche Tätigkeiten im Heim ist Menschenliebe und die Bereitschaft immer dazu lernen zu wollen viel wichtiger.


    Die Pflegefachkräfte hätten so mehr Zeit, sich um die schwierigen Dinge des Pflegealltages, die eine Fachausbildung erfordern, wie etwa Prophylaxen, Krankenbeobachtung und Förderung der Selbstständigkeit der Bewohner zu kümmern.


    Wir neigen dazu, alles gerne zu verkomplizieren. Es ist natürlich einfacher, Vorschriften und Richtlinien zu erlassen, deren Einhaltung entweder kaum möglich (Personalmangel) ist, oder aber die Arbeits- und Lebensqualität der Betroffenen (das sind sowohl die Heimbewohner wie die Mitarbeiter) extrem beeinträchtigen, als etwas am System zu verändern und für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen.
    Diese Richtlinien und Vorschriften machen es uns auch einfach, solche Ideen, wie die aus Holland als "unmöglich" vom Tisch zu wischen. Damit können wir uns alle der sozialen Verantwortung entziehen und haben trotzdem ein gutes Gewissen dabei, weil wir uns ja "nur an die Regeln" halten.


    Ich bin davon überzeugt, dass eine Beteiligung der Angehörigen am Heimalltag zu einem besseren Verständnis füreinander führt und hilft, viele Probleme zu lösen. Natürlich können daraus auch neue Probleme entstehen, aber gerade mit der Lösung dieser neuen Probleme lernen wir dazu und wachsen teilweise über uns hinaus.


    Der Zwang, ja der ist sicherlich nicht so gut. Allerdings erinnere ich an den Zivildienst und all die jungen Männer, die gezwungen wurden, in sozialen Einrichtungen zu arbeiten, wenn sie nicht mit einer Waffe durch den Schlamm robben wollten. Hat es den Jungs oder den Bewohnewrn (Kindern, Behinderten ....) geschadet?
    Nein, die Zivis wurden wertvolle Hilfen für Mitarbeiter und Bewohner. Für die Zivis haben sich neue Lebensgesichtspunkte erschlossen und mancher hat nur wegen seines Zivildienstes einen sozialen Beruf gewählt.


    Zwang ist zwar nicht toll, aber es kann sein, dass manche Dinge sich nur verändern, wenn sie zunächst erzwungen werden. Es dauert, bis Menschen bereit sind, sich freiwillig zu verändern.
    Es spielt auch eine Rolle, dass viele Angst vor dem Unbekannten haben. Der Mensch ist ein Fluchttier, das heißt, wenn er vor etwas Angst hat, dann läuft er in aller Regel lieber weg, anstatt sich der Situation zu stellen. Er macht Dinge, vor denen er Angst hat, also nur, wenn er nicht drumherum kommt...


    So, das meine Gedanken zum Thema. Ist was lang geworden... :red:
    Viele Grüße
    Heike

  • Was haltet Ihr von dieser Idee?

    Gar nichts!
    Da werden Angehörige ins Heim gegeben und dort zu Arbeiten verpflichtet,
    statt mal genauer hinzuschauen, wie kann ich häusliche Pflege organisieren, wie kann ich für Entlastung sorgen.
    Häusliche Pflege muss gestärkt werden
    und nicht die Heimpflege!
    Daheim statt Heim
    Daheim statt Heim e. V.

    Einmal editiert, zuletzt von Heike () aus folgendem Grund: Link entfernt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Susanne,
    das

    Häusliche Pflege muss gestärkt werden


    passiert bereits. Viele Pflegeheime haben deshalb auch freie Kapazitäten.


    Es gibt Pflegesituationen (etwa Alleinlebende, sozial Vereinsamte, fortgeschrittene Demenz oder auch Parkinson), die lassen eine häusliche Pflege nicht (mehr) zu. Dann kann ein Heim nicht nur die richtige, sondern auch eine gute Wahl sein.
    Viele Grüße
    Heike

  • Das erinnert mich ein bißchen an die Schrebergärten ;-) da sind ja auch noch *Zusatzstunden* erwünscht ,damit das Gesamtbild dann auch stimmt.Gut,der Vergleich hinkt ein wenig aber ich denke ,wenn sich manche der Angehörigen mehr einbringen würden -in welcher Form auch immer- fällt erstens bei einigen Angehörigen die Unsicherheit oder auch Angst weg und zweitens hätte das Pflegepersonal ein wenig mehr Zeit,was sicherlich an anderer Stelle sinnvoll genutzt werden könnte und dann das Gesamtbild dann auch *attraktiver* wäre.
    Es geht doch hier nicht um die wirkliche Kranken-oder Altenpflege sondern das Angehörige sich ein wenig mit engagieren,genauso wie z.B. die Mithilfe im Kindergarten oder in der Schule,was da aber eben freiwillig ist und auch immer von den gleichen Personen gemacht wird!
    Ich finde das Konzept gut und würde sicherlich auch meine Stunden abarbeiten :grinning_squinting_face:
    Liebe Grüße Annette


    @SusanneS
    ....häusliche Pflege passt doch nicht zu jedem Pflegling ,deshalb muss doch in beiden Bereichen weiter gearbeitet
    und verbessert werden....

  • Ich bin gerade echt begeistert von Deinem Beitrag, Heike! :)


    Ich muss sagen, ich habe mich gestern etwas unwohl gefühlt, als ich diese Idee befürwortete. Ich hatte das Gefühl, mich hier im Forum zu weit "rausgelehnt" zu haben. Ich befürchtete Schelte. Deshalb habe ich auch ein paar Sachen gar nicht geäussert, und manche Dinge dem hiesigen mainstream "angepasster" formuliert. Zum Beispiel Thema Hygiene, oder Kursvorbereitungen für pflegende Angehörige im Heim. Ich habe mich im Gegensatz zu Dir nicht getraut zu sagen: Das ist doch ein HEIM, ein ZUHAUSE - kein KRANKENHAUS!


    Es lag mir auch auf der Zunge, und ich bin Dir herzlich dankbar, dass Du mir diese Formulierung abgenommen hast!!!!!


    Neu war für mich Dein Aspekt, dass durch Mithilfe der Angehörigen die Bewohner selbst im Heimalltag aktiver werden können. Stichwort: Tischdecken, Wäschefalten. Es stand in Deiner ersten Frage so nicht drin. Aber wenn das ein weiterer Aspekt ist, der die Bewohner in Tätigkeiten integriert, befürworte ich ihn absolut.


    Ich fand alles gut an Deinem Beitrag, z.B. wie er so schlüssig aufgebaut war, aber unter anderen diesen Gedanken von Dir fand ich super:

    Zitat

    Wir neigen dazu, alles gerne zu verkomplizieren. Es ist natürlich einfacher, Vorschriften und Richtlinien zu erlassen, deren Einhaltung entweder kaum möglich (Personalmangel) ist, oder aber die Arbeits- und Lebensqualität der Betroffenen (das sind sowohl die Heimbewohner wie die Mitarbeiter) extrem beeinträchtigen, als etwas am System zu verändern und für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen.


    Diese Richtlinien und Vorschriften machen es uns auch einfach, solche Ideen, wie die aus Holland als "unmöglich" vom Tisch zu wischen. Damit können wir uns alle der sozialen Verantwortung entziehen und haben trotzdem ein gutes Gewissen dabei, weil wir uns ja "nur an die Regeln" halten

    Gut! Du hast mir damit aus der Seele gesprochen, obwohl ich bis heute - hab mir gerade erst alle Deine links angesehen - von den Holländern und ihrer Pflegeart nichts wusste.


    Vieles weitere deckt sich, glaube ich, zwischen uns, und ich freue mich darüber!
    Genauso stimme ich Dir, Susanne C. zu! :) Ich finde es sehr anschaulich und prima, wie Du die Beispiele aus den Kitas gewählt hast.


    Natürlich soll und darf in Pflegeheimen kein Ausverkauf (halbwegs) freiweilliger Arbeitskraft stattfinden, nur um Kosten zu sparen! Das ist ja eine große Angst! Sowas müsste absolut verhindert werden!!! - Aber Angehörige auch zwangsweise etwas mehr zu integrieren, kann im Prinzip nur zu deren Wohl sein. - Siehe dazu meine Argumente im letzten post. Seht auch Heikes Argumente!


    Hallo Susanne S. :)
    Ich empfinde, Du hast als Pflegehelferin offenbar wirklich miserable Erfahrungen in Deinem Heim gemacht. Du willst Dich jetzt in eine 24-Stunden-Pflege begeben. Mach! Probier aus wie das ist und pflege Deine liebe alte Frau!


    Vielleicht wäre Holland auf Dauer auch für Dich eine bessere Alternative?
    Einen lieben Gruß Euch allen,
    Geli :blum:

    Einmal editiert, zuletzt von Angeli () aus folgendem Grund: Absaetze gekürzt :-(

  • Guten Morgen :winke: ,


    @Geli, genau das ist der Punkt. Die Einrichtung ist das zu Hause geworden und oft hat dieses zu Hause mehr den Charakter eines KKH.


    Wenn wir das irgendwann schaffen sollten, dass sich das Leben in einer Einrichtung auch anfühlt, wie zu Hause zu leben, dann haben wir gewonnen--an Lebensqualität,Wertschätzung- für Bewohner, Mitarbeiter und Besucher.


    Die Konzepte müssten angepasst werden, das sterile Ambiente sollte verschwinden und die Personalschlüssel müssten erhöht werden, sodas auch wirklich genügend Zeit für den Einzelnen bleibt.


    Dann wird es mit Sicherheit auch wesentlich einfacher, Angehörige in den Tagesablauf mit ein zu beziehen, weil sie sich nicht mehr wie Eindringlinge fühlen sondern ganz selbstverständlich dazu gehören, genauso wie früher, zu Hause.


    Hoffnungsvolle Grüssle



    Brigitte

    geb20.gifNimm die Dinge an, die Du nicht ändern kannst
    Je tiefer man die Schöpfung erkennt, umso größere Wunder entdeckt man in ihr


    Startseite - So bin ich
    Verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern- eine Tochter mit Down-Syndrom. ein Sohn mit schwerer Mehrfachbehinderung Sternenkind seit 9.5.2020

  • Hallo,


    ich finde diese Idee positiv. Sehen wir doch mal die Chancen: Einbindung der Angehörigen, der Bewohner und der Heime in den Alltag und ins soziale Leben. Auf Seiten der Bewohner: Bessere Betreuung, Aktivierung, mehr Kontakte, mehr Aktivität. Engerer Austausch und Kontakt zwischen Angehörigen, Bewohnern und Personal.
    Risiken - finde ich nicht so viele. Und beim Nachdenken, finde ich für jedes Problem auch eine Lösung.
    Wäre interessant zu sehen, wie viele die Variante der finanziellen Leistung statt der Stunden überhaupt wählt.


    Ich denke, es geht darum neue Wege auszuprobieren.
    Vierstroom hat ja einige Versorgungseinrichtungen und nun wird in genau einer ein neues Konzept ausprobiert und das finde ich gut. Wir müssen offen sein für neue Wege und diese auch wagen und umsetzen.
    Für die, die NL lesen können:
    Zorgvisie - Vierstroom verplicht familie mee te helpen


    Wie ich es verstanden habe: Es geht um vorlesen, Musik machen, Spazieren gehen, bei den Menschen sein, sich austauschen und nicht um Putzen und Tätigkeiten der Pflege.


    Interessant finde ich auch das Verhältnis: Auf 4500 Mitarbeiter kommen 1700 eherenamtliche Helfer.
    Egal ob Deutschland oder NL: Kontakt, sinnvolle Aktivitäten usw. kann kein Sozialsystem finanzieren. Da finde ich es gut, dass die Einrichtung die Weichen stellt und bei der Organisation von sozialen Aktivitäten unterstützt und steuert.
    Ich wünsche mir, dass es mehr Vielfalt gibt und nicht nur "alleine in der Wohnung", "bei den Angehörigen" oder "alleine im Heim".
    Schön wäre es, wenn die Heime stärker ins Quartier und ins soziale Leben eingebunden wären. Ist doch besser wie der riesige Bunker auf der grünen Wiese oder - bei uns im Nachbarort tatsächlich so - im Gewerbegebiet.



    Viele Grüße
    suse71