Hallo,
mein Vater (83) ist in einem geschlossenen Pflegeheim wegen Parkinson-Demenz mit aggressiven Tendenzen.
Er ist eher perfide und manipuliert auf subtile, gerissene Art. Er ist nicht so dement, dass er nichts mehr merkt oder völlig desorientiert ist. Er ist örtlich und zeitlich orientiert, aber nicht mehr wirklich situativ.
Meine Mutter (77) besucht ihn einmal wöchentlich und ist jedesmal VÖLLIG fertig, wenn sie da war. Sie braucht dann wieder 2 Tage bis sie dann psychisch wieder klar kommt.
Ihre mentalen Tatsachen sind wie folgt:
Das soziale Umfeld ist sehr altbacken. Es "gehört" sich also, dass sie ihn besucht. Sie fühlt hierzu eine enorme moralische Verpflichtung nach 58 Jahren Ehe. Er fordert das auch ein (auch jetzt in seinem dementen Zustand), er war immer der "Boss". Wäre dieser innere Druck bei ihr nicht da, so würde sie ihn wohl nur sehr wenig besuchen, denn emotional hängt sie nicht besonders an ihm.
Ist sie bei ihm, kommandiert er sie, bombardiert sie mit übelsten Vorwürfen, verletzt und beleidigt sie und macht sie nieder. Auch schämt sie sich enorm für vieles was er dort im Heim anstellt (auch sexuelle Dinge.) Sie ist zwar eine gescheite Frau und sie weiß vom Kopf her, dass diese Persönlichkeit krank ist und nicht mehr der Mann, den sie im Leben hatte, aber ihr Bauch kann ihr nicht vermitteln, dass sie deshalb das Ganze gelassener, unbeteiligter sehen sollte und es mehr "abschütteln", wenn sie das Heim wieder verlässt.
Es ist wie ein Zwang. Sie kommt nach Hause und ist wütend, maßlos enttäuscht, verletzt, traurig... sie sagt: "Jetzt fahre ich erstmal nicht mehr dahin" und wenn er dann 3 Tage später wieder am Telefon hängt, wankt sie wieder und setzt sich schließlich ins Auto und fährt. Kommt wieder eine Nachbarin, die sagt: "Du kannst ihn doch nicht hängen lassen... der arme Kerl...", dann rennt sie wieder schuldgetrieben.
Ich schildere das extra mal ausführlich um einen angemessenen Rat von euch zu erhalten.
Zur Frage:
Ich sage ihr ständig, dass das doch alles nichts bringt und sie doch die Besuche viiiieeeel mehr einschränken soll.
Ich sehe, wie sie das alles zerstört und fertig macht. Sie ist selbst krank und jeder Stress ist Gift für sie. Ich liebe beide Eltern, aber für mich ist bei meinem Dad sowieso Hopfen und Malz verloren (so hart sich das anhören mag...) und ich möchte einfach nur nicht, dass sie dabei auch noch "draufgeht".
Wäre es nicht wirklich besser in der Gesamtsituation, dass sie z. B. nur einmal monatlich ins Heim führe? Wenn sie bei sich daheim ist, geht es ihr gut...
Ich höre gerne eure Meinungen und vielen Dank schon dafür,
Annavera