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Sohn stirbt unbemerkt und pflegebedürftige Mutter bleibt zurück - beide tot

    • Offizieller Beitrag

    Traunstein. Ein Mehrfamileinhaus. Ein Sohn, eine hochbetagte, pflegebedürftige Mutter.


    Der Sohn pflegt seine Mutter. Jeden Tag nimmt er die Post aus seinem Briefkasten - wenn welche kommt.


    Nach vielen Tagen sammelt sich Post in diesem Briefkasten an. Die Nachbarn stutzen.
    Dann, als der Briefkasten überquillt, nimmt sich einer ein Herz und ruft die Hausverwaltung an: "Da stimmt was nicht."


    Tatsächlich. Es stimmt was nicht. Der Sohn ist eines natürlichen Todes gestorben. Schon vor einiger Zeit. Unbemerkt.


    Die Mutter blieb durch den Tod des Sohnes über längere Zeit unversorgt. Sie stirbt auch.
    Keines natürlichen Todes, sondern daran, dass sich niemand mehr um sie gekümmert hat.


    Das passierte in Deutschland. Vor kurzem. In einem Mehrfamilienhaus. Umgeben von Menschen - Nachbarn.


    Heute gelesen. Ich denke:
    Wie kann das sein?
    Da stimmt was nicht!

  • Tja, das ist leider die traurige Wahrheit!


    Keiner fühlt sich mehr für den Nachbarn oder Mitmenschen verantwortlich. "Es könnte ihm/ihr ja unangenehm sein, wenn ich frage oder nachschaue." Dieser Satz ist leider immer öfter zu hören.


    Und dann gibt es so einen grausamen Tod für die alte Dame!!!


    Schauen wir also, dass es wenigstens in unserem Umfeld nicht zu so schlimmen Vorkommnissen kommen kann.


    Traurige Grüße
    Ute

  • Hallo Heike,


    viele Menschen tun auch Alles dafür, keine andere Menschen in ihr Leben zu lassen---warum auch immer.


    Dann ist es auch eine--traurige --Entwicklung, dass die soziale Kompetenz bei uns Menschen teilweise verloren geht.


    Traurige Grüssle


    Brigitte

    geb20.gifNimm die Dinge an, die Du nicht ändern kannst
    Je tiefer man die Schöpfung erkennt, umso größere Wunder entdeckt man in ihr


    Startseite - So bin ich
    Verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern- eine Tochter mit Down-Syndrom. ein Sohn mit schwerer Mehrfachbehinderung Sternenkind seit 9.5.2020

  • Traurig ist es natürlich - für beide.


    Ich lebe in einer ähnlichen Situation. Zum Glück kann meine Ma zur Not noch telefonieren (aber wann wird sie das tun? - ihr Zeitgefühl ist nicht mehr so gut).


    Ich habe noch keine wirkliche Lösung für den Fall meines Ablebens gefunden (und ein gewisses erhöhtes Risiko besteht ja, bei meiner gesundheitlichen Vorgeschichte). Aber ich hab schon genug am Hals mit der Pflege und Versorgung, da will ich nicht auch noch zu beliebigen Zeiten von anderen zur Kontrolle genervt werden.


    Vielleicht ist es für die Mutter auch besser, daß sie nun ohne Sohn auch abgetreten ist. Vielleicht gibt es ja einen Himmel, wo sie sich wieder begegnen. Denn in einem normalen Sterbeheim wäre sie auch nicht viel besser dran (als jetzt tot).


    Der Tod gehört leider zum Leben dazu, und ich kann jedem, den ich sympathisch finde, nur einen schnellen Tod wünschen.



    Leider habe ich nicht auch noch Zeit, jeden Tag nach meinen ca. 12 Nachbarn zu sehen - und man müßte ja täglich schauen. Selbst einer wäre mir zu viel, zusätzlich zu allen anderen Belastungen, die mein eigenes Leben schon bringt.


    Sehr selten schaue ich mal nach einer alten Dame in "meinem" Haus, aber keineswegs so, daß ich sie täglich retten könnte.
    Mußte auch schon mal ein Krankenhausbesuch für sie einleiten.


    Auch hätte ich keinen Bock drauf, wenn täglich Nachbarn nach mir schauen würden (und mich nerven oder wecken würden).


    Wenn ich abtrete, dann ist es eben so. Irgendwann sind wir leider sowieso alle dran. Und meist sterben die falschen viel zu früh.



    Die Gesellschaft ist schon kaputt, das stimmt schon. (Inwieweit ich selbst kaputt bin, weiß ich nicht genau.) In einer Großfamilie möchte ich jedoch auch nicht leben, wo man nie Ruhe hat.


    Und für meine Ma wär's auch besser, wenn sie kurz nach mir abtreten würde: Sie macht sich bei jedem unbeliebt, ist teilweise anstrengend bis nervig, und Sterbeheime haben eh nur Interesse an ihren >3.600 EUR Versorgungsgeldern. Keiner hat an ihr noch wirklichliches Interesse.


    Aber so geht's vielen alten - aber auch jungen - Menschen: Sobald sie für andere und/oder die Gesellschaft nichts mehr bieten können, will sie eigentlich keiner mehr haben. (Und gäbe es nicht viel Zwangskohle vom Steuerzahler, würde sie auch kein "Sterbeheim" aufnehmen wollen.)



    Also: Das Leben ist grundsätzlich scheiße, unfair und für viele ziemlich erbärmlich.



    Gruß, snase

  • Ist aber trotzdem eine sehr traurige Geschichte - vielleicht hatte der Sohn seine Ma sehr geliebt - und/oder die Ma ihren Sohn.


    Da sollte Opel mal einen emotionalen Werbespt zum Muttertag draus machen - nicht über angeblich fallschirmbegeisterte Omas in Sterbeheimen (die sich in Wirklichkeit mehr den Windelwechsel wünschen): Herzsprung
    Und die Abfahrt der beiden dann in einem schönen Leichenwagen von Opel...
    (Ok, ist nicht so schön und etwas makaber.)



    snase

  • viele Menschen tun auch Alles dafür, keine andere Menschen in ihr Leben zu lassen---warum auch immer.

    Das ist leider nur zu wahr! Ich habe die Angewohnheit, wenn ich eine der alten Damen, welche in unserem Mehrfamilienhaus wohnen, mit ihren Einkäufen im Treppenhaus treffe, ich ihr diese nach oben trage. Das kommt aber durchaus nicht immer gut an. Eine akzeptiert es mit vielen Dankeschöns, die andere hat wohl Angst, dass ich ihr auf dem Weg die Treppe rauf das Portemonnaie klaue oder dergleichen. Zu dieser selben alten Dame bin ich auch schon einmal nachschauen gegangen, weil ich aus der Wohnung über uns einen fürchterlichen "RUMMS!" hörte und fürchtete, dass sie mit ihrem Rollator umgefallen ist (kenne das ja von meiner Mutter). Ich weiß bis heute nicht, was diesen Lärm verursacht hat, weil meine Besorgnis eindeutig als Zumutung empfunden wurde. Werde mich also nicht weiter kümmern, da dies offenbar unerwünscht ist.

  • Der Tod gehört leider zum Leben dazu, und ich kann jedem, den ich sympathisch finde, nur einen schnellen Tod wünschen.


    Natürlich gehört der Tod dazu und ein schneller Tod ist auf jeden Fall besser, als ein langes Leiden.
    Die Erfahrungen habe ich alle schon machen dürfen.


    Aber bei der alten Dame, deren Sohn vor ihr starb, wissen wir leider nicht, wie lange ihr Leiden noch angedauert hat.
    Wie schnell ist der Mensch verdurstet oder verhungert? Hatte sie Schmerzen, da sie ihre Medikamente nicht mehr bekam???


    Snase, Deine Angst vor Nähe ist vielleicht Schuld daran, dass Du alles alleine mit Deiner Mutter regeln musst?
    Ist natürlich nicht zwangsläufig so, denn auch meine Geschwister kümmern sich nicht, aber ich wohne mit meiner Tochter und ihrer Familie in einem Haus, da bekommt dann jeder schon mit, wenn es irgendwo "brennt". Und wir laufen uns ganz bestimmt nicht gegenseitig die Wohnungstür ein.


    Unsere Nachbarn würden auch mitbekommen, wenn ich tagelang nicht draußen gesehen werden. Ist auch schon mal vorgekommen, dann kommt ein Anruf. Und wenn der dann entgegengenommen wird, kann ja schon wieder Entwarnung gegeben werden.
    Sich kümmern heißt nicht zwangsläufig, dass man seinen Nachbarn auf den Senkel gehen soll.


    Aber wie immer im Leben, jeder sollte es nach seiner Fasson leben.


    LG
    Ute

  • Hallo zusammen,


    das Thema lässt Erinnerungen wach werden. Einige von euch wissen vielleicht dass ich in der DDR aufgewachsen bin. Zu meiner Kinder und Jugendzeit und auch noch als junge Erwachsene kannte man seine Nachbarn. Man traf sich mal auf einen Kaffee, half bei Reparaturen, holte gegenseitig die Kinder ab, betreute sie auch mal wenn die Mama krank war und genauso half man auch bei alten Leuten beim Einkauf.
    Bei uns bekamen das schon die Kinder in der Schule beigebracht, dass man hilfsbereit ist. Gab damals so einen tollen Kinderfilm "Timur und sein Trupp".
    Das war einfach selbstverständlich. Und das ohne das man dafür Geld bekam.
    Heutzutage erwartet jeder gleich eine Gegenleistung und wenn ein Handwerker beim Nachbar mal eine Reparatur macht, dann ist es gleich Schwarzarbeit.
    Auch so zieht man sich sehr zurück, weil einfach auch das Vertrauen nicht mehr da ist. Früher hat man jedem Nachbar mal eben seinen Schlüssel überlassen, wenn irgendwelche Handwerker, Stromableser usw. sich angemeldet hatten und man selber arbeiten musste. Heute traut man sich das gar nicht mehr.
    Man hat Angst, dass die Wohnung nicht sauber genug ist, oder was auch immer. Man lebt durch den Job und die Anforderungen unter ständigem Druck, dass man nicht so ist, wie erwartet wird.
    Ich merke das auch an mir, dass ich da nicht mehr so locker mit umgehen kann, wie früher.


    In unserem Haus wohnt nur ein älteres Ehepaar und ein jüngerer Mann, aber nur von dem älteren Ehepaar wissen wir etwas und reden mal ein paar Worte. Den jungen Mann sehen wir fast gar nicht, weil er am Tage schläft und nachts stundenlang in seiner Küche am PC sitzt. Der will auch keinen Kontakt. Erwidert mit Müh und Not einen Gruß, wenn man ihn dann mal sieht.


    Ich persönlich finde es schade, dass sich da die Menschheit so zurück entwickelt. Das man ständig Angst um sein Hab und Gut haben muss und daher Vertrauen verdrängt wird. Und ohne Vertrauen möchte man auch keine engere Freundschaft zum Nachbarn.




    Liebe Grüße Ines

    Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie andere mich haben wollen.

  • Gab doch mal dieses Video, da hatte der Vermieter der Mieterin immer in den Joghurt (o.ä.) gepinkelt, die wurde krank und hatte es mit einer versteckten Kamera aufgedeckt - es wird also nicht nur geklaut.


    Mir würde es schon reichen, wenn jemand in meiner Wäsche stöbert oder sonstwas angrabbelt.
    Oder Elektrogeräte kaputtspielt.


    Das ist einfach die Erfahrung mit dem Alter, wie ekelhaft sich viele Leute verhalten (Popeln, und dann ein Brot schmieren; mit dem Gesichtswaschlappen die Klobrille von Sprenklern befreien, ...)


    @Ute0101
    Naja, "Angst vor Nähe" würde ich es nicht nennen. Da ich nicht gesund bin, brauche ich meine Ruhephasen, und vor allem meinen Schlaf. Dauernd mit schmutzigem Verhalten von anderen möchte ich aber auch nicht konfrontiert sein.
    In der Pflegewohnung meiner Ma konnte man kaum noch was anfassen, ohne sich vollzuschmieren, weil die Pflegekräfte eben alles mit den beschmierten Handschuhen angefaßt haben. (Seifenreste, Lotionen, Essensreste, Speichel, Wundsekrete, Schorf, Muschischmier, Kackebeutel-Verschmier: alles im gesamten Haushalt verteilt) Igitt!


    Gibt ja sogar Leute, die setzen sich auf wildfremde Toiletten ohne jegliches Hygienegefühl, und tragen das dann bis in's gemeinsame Bett.
    Nicht umsonst gibt es in KH/Pflegeheimen die Epedemieprobleme aufgrung mangelnder Hygiene - und da eben potenziert von dem, was zu Hause abgeht.



    Wieder zurück zum Topic:
    Ist natürlich wirklich extrem traurig, daß die Arbeit in unserer Gesellschaft so verdichtet ist, und der Lohn so ungerecht verteilt, daß keiner mehr Zeit für den anderen hat. sogenannte "Flexibilisierung" zerstört die Familien und die herkömmlichen sozialen Netzwerke. Versingelung und Entmenschlichung überall. Der Existenzkampf und die Abzocke an jeder Ecke läßt keinen Raum mehr für ein würdiges Leben.



    Gruß, snase